Dialog in der Kirche
Am ersten Fastensonntag 2011 rief unser Erzbischof Dr. Robert Zollitsch zum Dialog auf. Diese Gelegenheit sollten wir uns nicht entgehen lassen. Bei diesem Dialog soll es darum gehen, wie sich die Kirche weiterentwickeln kann, damit sie eine Zukunft hat und ihrem Auftrag gerecht wird: Begeistert und glaubwürdig das Evangelium in die Welt zu tragen. Gewiss erscheint vieles in der Kirche starr und unveränderbar - der Schein trügt aber: Nichts in der Kirche war schon immer so, wie wir es heute vorfinden. Wenn es gute Gründe - insbesondere auf der Basis des Evangeliums - gibt, heute Dinge anders zu tun als früher, dann werden über kurz oder lang Reformen stattfinden. Es gibt niemand, der diesen Prozess aufhalten könnte.Hier soll nun Platz sein, formlos Anregungen, Ideen und Vorschläge zu sammeln, die die Kirche voranbringen können. Schreibt eine E-Mail an <sp-mini online.de>, ich stelle eure Anliegen dann hier rein.
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9. April 2012
Die Kirche setzt sich in vielen Ländern für die Einhaltung der Menschenrechte ein. Dabei folgt sie dem Gebot der Nächstenliebe.
Das ist gut so und soll so bleiben.
Innerhalb der römisch katholischen Kirche wird aber ungefähr jeder zweite Gläubige aufgrund seines Geschlechts diskriminiert. Er wird von allen Weiheämtern (d.h. Diakon, Priester, Bischof) und den damit verbundenen Leitungsaufgaben ausgeschlossen.
In diesem Punkt wird die Kirche für viele Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche sehr unglaubwürdig und verfehlt ihr Ziel, das Evangelium zu verkünden. Sie stellt sich damit gegen den Geist der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (siehe Artikel 2, 7 und 21).
Eine Anpassung der zu Grunde liegenden unbiblischen Kirchengesetze an die Forderungen aus dem Evangelium wären ein großer Gewinn für die Glaubwürdigkeit der Kirche.
Nicht nur das - bislang fährt die Kirche nur mit halber Kraft, da ihr viele berufene Frauen verloren gehen.
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7. Dezember 2012
"Ich wuchs in einer kleinen Stadt in Louisiana auf. 12 Jahre ging ich auf Schulen, die nur für Weiße waren.
Auch in unserer kleinen katholischen Kirche waren die Rassen getrennt:
Die hinteren 5 Bänke waren für schwarze Katholiken bestimmt.
1956 verließ ich die High School. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals irgend jemand gesagt hätte
"Wir haben hier ein Problem und es hat einen Namen: Rassismus."
Kein Trainer, keine Lehrer, kein Priester, nicht die Eltern und ich selber auch nicht.
Aber ich kann mich gut erinnern, dass ständig wie eine magische Formel wiederholt wurde:
"Rassentrennung ist unsere Tradition!" und "Schwarze sind zwar gleich, aber sie gehören nicht zu uns." [...]
Janice, eine Gymnasiallehrerin, nahm 2001 an einem gewaltfreien Protest gegen SOA teil und wurde dafür zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.
Janice wird "Gefangene aus Gewissensgründen" genannt - genauso wie über 250 andere von unserer Bewegung.
Im Gefängnis hat man viel Zeit für tiefe Gedanken und lange Gebete.
Als "Gefangener aus Gewissensgründen" dachte ich auch über das Problem der Frauenordination in der katholischen Kirche nach...
Ich glaube fest daran, dass wir der Weisheit, der Empfindsamkeit, der Erfahrung, des Mitgefühls und des Mutes von Frauen im Priesteramt bedürfen, wenn unsere Kirche gesund und vollständig sein will. [...]
Im Laufe der Zeit und nach viel Nachdenken, vielen Gebeten und Nachlesen, kam ich zu dem klaren Ergebnis, dass die Lehre unserer Kirche, welche Frauen vom Priesteramt ausschließt, einfach keiner genauen Überprüfung standhält.
Und ich frage mich: Kann dies der Grund sein, dass so viele Priester und Verantwortliche in der Kirche dieses Problem noch nicht einmal diskutieren möchten?
Sexismus ist, genauso wie Rassismus, eine Sünde.
Und egal wie sehr wir auch versuchen, diese Unterdrückung Anderer zu rechtfertigen, es ist nicht der Weg unseres liebenden Schöpfers, der uns alle gleich geschaffen hat."
Zitiert und übersetzt aus dem Buch von Roy Bourgeois (Maryknoll Missionaries):
"My Journey from Silence to Solidarity"
Am 4. Oktober 2012 wurde Roy Bourgeois von der römisch-katholischen Glaubenskongregation exkommuniziert. Hintergrund ist seine Teilnahme an der Ordination von Janice Sevre-Duszynska im Jahre 2008.
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16. April 2013 / 16. Mai 2013
„Um es klar zu sagen:
Der Heilige Geist ist für uns eine Belästigung.
Er bewegt uns, er lässt uns unterwegs sein, er drängt die Kirche, weiter zu gehen.
Aber wir sind wie Petrus bei der Verklärung, ‚Ah, wie schön ist es doch, gemeinsam hier zu sein.’
Das fordert uns aber nicht heraus.
Wir wollen, dass der Heilige Geist sich beruhigt, wir wollen ihn zähmen.
Aber das geht nicht.
Denn er ist Gott und ist wie der Wind, der weht, wo er will.“
Preisfrage:
Wer hat das gesagt?
Óscar Romero? Dom Hélder Câmara?
Nein, falsch!
Es war Papst Franziskus am 16. April 2013 in der Morgenmesse in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta im Vatikan.
Hier ist der vollständige Wortlaut der Meldung von Radio Vatikan
Und er legt in unerwarteter Deutlichkeit nach, wo sich der Vatikan bislang in diplomatischer Zurückhaltung geübt hat:
Wir haben neue Götzen geschaffen. Die Anbetung des Goldenen Kalbes aus der Antike (vgl. Ex 32, 15-34) hat ein neues und herzloses Bild im Fetischismus des Geldes und in der Diktatur der Wirtschaft ohne menschliches Antlitz und ohne echte menschliche Zielsetzung gefunden.
Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise scheint diese Deformation offenkundig zu machen. Ausschlaggebend dafür ist aber vor allem, dass eine anthropologische Orientierung fehlt, weil der Mensch auf ein einziges Bedürfnis reduziert wird, nämlich auf den Konsum. Schlimmer noch, die Menschen selbst werden heute als Konsumgüter betrachtet, die genutzt und weggeworfen werden können. Wir haben eine Wegwerf-Kultur begonnen. Diese Deformation bestätigt sich individuell und gesellschaftlich - und wird sogar noch gefördert! In diesem Zusammenhang wird die Solidarität, der Schatz der Armen, oft als kontraproduktiv und gegensätzlich zur Logik der Finanzen und der Wirtschaft angesehen.
Während das Einkommen einer Minderheit exponentiell zunimmt, muss die Mehrheit mit immer weniger auskommen. Dieses Ungleichgewicht resultiert aus Ideologien, die die absolute Autonomie der Märkte und Finanzspekulationen hochhalten, und auf diese Weise zugleich das Kontrollrecht der Staaten infrage stellen, denen immer noch die Sorge für das Gemeinwohl obliegt.
Dies ist ein Ausschnitt eines Briefes, den Papst Franziskus am 16. Mai 2013 an einige Botschafter (u.a. an den luxemburgischen) geschrieben hat. Hier gibt es den vollständigen Wortlaut der Übersetzung ins Deutsche, am Ende des Textes finden sich Links auf die Quellen.
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3. November 2018
Vortrag der DLF-Journalistin Dr. Christiane Florin (*1968) unter dem Titel
"Weiberaufstand, wie geht das?"
bei der 42. öffentlichen Bundesversammlung von "Wir sind Kirche" in Nürnberg:
Manuskript (PDF, 182 KB)
Video (leider mit nicht optimaler Tonqualität, 1,7 GB)
Audio (etwas besser, 985 MB)
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2. Dezember 2018
Eine Kirche umfassender Gleichwertigkeit
Fundstelle
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19. Mai 2019
Unfehlbar trotz fehlbarer Argumente?
Ein Beitrag von Prof. Klaus P. Fischer, Priester und Oratorianer, Lehrbeauftragter an der Universität Heidelberg, zur Priesterweihe von Frauen.
Zuletzt geändert am 26.05.2019 von MaMü